Markertraining - Was du mit einem einzigen Wort erreichen kannst!
- antoniabeyerlein
- 5. Nov.
- 5 Min. Lesezeit
Wer bereits bei mir im Training ist, kennt von mir den Satz Als erstes bauen wir ein Wort auf, mit dem du deinem Hund sagen kannst "Genau dieses Verhalten war richtig! Dafür bekommst du eine Belohnung!" Dieses Wort ist das sogenannte Markerwort - was es damit auf sich hat und warum es so effektiv im Hundetraining ist, liest du in diesem Blogbeitrag.

Was ist ein Markerwort – und wie funktioniert es?
Ein Markerwort ist ein kurzes, neutrales Signal – zum Beispiel „Top“, „Yes“ oder „Jepp“. Es sagt deinem Hund: „Genau das war richtig – gleich bekommst du deine Belohnung.“ Es ist wie ein Versprechen, das du ihm gibst. Und dieses Versprechen schafft Vertrauen - und gute Gefühle.
Überlege dir ein Wort, das dir gut über die Lippen kommt, wenn du mit deinem Hund unterwegs bist. "Super", "Fein" oder ähnliches ist nicht geeignet, da wir solche Worte im Alltag zu oft verwenden, ohne dass eine Konsequenz folgt. Auf das Markerwort folgt für den Hund aber IMMER eine Belohnung! Alternativ kannst du natürlich einen Clicker verwenden - oder beides. Ich bevorzuge das Wort, denn das kann ich nicht zuhause vergessen ;-)
Das Markerwort wird nun konditioniert, also mit einer Belohnung verknüpft.
Du sagst das Wort – und gibst sofort ein Leckerli. Nach ein paar Wiederholungen weiß dein Hund: „Wenn ich dieses Wort höre, kommt etwas Gutes.“ So wird das Markerwort zu einem verlässlichen Signal, das du überall einsetzen kannst – beim Spaziergang, im Training, im Alltag. Wann immer dein Hund etwas Tolles macht - markern und belohnen :-)
Was passiert im Gehirn deines Hundes?
Jetzt wird’s spannend – denn Markertraining ist nicht nur praktisch, sondern auch neurobiologisch fundiert. Im Gehirn deines Hundes laufen dabei mehrere Prozesse gleichzeitig ab:
• Dopamin wird ausgeschüttet
Das Markerwort kündigt eine Belohnung an. Diese Erwartung aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn. Der Neurotransmitter Dopamin wird freigesetzt – das sorgt für Motivation, Lernfreude und ein gutes Gefühl.
• Emotionale Verknüpfung im limbischen System
Das Markerwort wird mit positiven Emotionen verknüpft. Dadurch wird das Lernen nicht nur schneller, sondern auch nachhaltiger – weil es emotional „geladen“ ist.
• Stärkere Nervenverbindungen
Je öfter du ein Verhalten markerst, desto besser wird es im Gehirn abgespeichert. Die Verbindung zwischen den beteiligten Nervenzellen wird gestärkt – ein Prozess, den man Langzeitpotenzierung nennt.
• Exaktes Timing
Das Markerwort hilft dir, den richtigen Moment zu erwischen. Denn das Gehirn kann nur für wenige Sekunden eine Verbindung zwischen Verhalten und Konsequenz herstellen. Ohne Marker geht diese Chance oft verloren. Das Markerwort baut eine Brücke zwischen dem Verhalten und der Belohnung.
Warum ist Markertraining so effektiv?
Markertraining ist so erfolgreich, weil es auf mehreren Ebenen gleichzeitig wirkt – und dabei komplett gewaltfrei ist.
Klare Kommunikation
Gerade bei unsicheren, gestressten oder überforderten Hunden ist es wichtig, dass sie verstehen, was genau richtig war. Das Markerwort schafft diese Klarheit – ohne Missverständnisse.
Positive Verstärkung statt Druck
Markertraining arbeitet mit Belohnung - auf ein Verhalten folgt eine für den Hund angenehme Konsequenz. Das reduziert Angst, fördert Vertrauen und macht Training zu etwas Positivem.
Förderung von Selbstwirksamkeit
Dein Hund lernt: „Ich kann durch mein Verhalten etwas bewirken.“ Das ist so wertvoll für deinen Hund! Hunde, die über Markertraining lernen dürfen, sind selbstbewusst, sie sind neugierig und probieren gerne neue Verhaltensweisen aus.
Stressabbau
Durch die Dopaminausschüttung wird das Stresshormon Cortisol gesenkt. Situationen, die vorher stressig waren, können durch Markertraining neu bewertet werden. Etwa die Hundebegegnungen, die dir und deinem Hund zu schaffen machen. Aber dieser Effekt wirkt nicht nur kurz - sondern auch langfristig. Hunde, die über positive Verstärkung trainiert werden, sind generell weniger gestresst und zeigen dadurch auch weniger problematische Verhaltensweisen.
Universell einsetzbar
Markertraining funktioniert bei jedem Hund – egal ob Welpe, Senior, Angsthund, Hibbelhund oder Hund mit Vorgeschichte. Und nicht nur bei Hunden: Auch Pferde, Katzen und sogar Delfine lernen über Markertraining - genauso wie alle anderen Säugetiere.
Markertraining verändert den Fokus – weg vom Problem, hin zur Lösung
Ein weiterer, oft unterschätzter Vorteil von Markertraining ist die Veränderung unserer eigenen Perspektive. Wir konzentrieren uns nicht mehr auf das, was nicht klappt – sondern auf das, was gut läuft. Statt zu warten, bis dein Hund unerwünschtes Verhalten zeigt und du das Gefühl hast, du müsstest nun schimpfen oder korrigieren, setzen wir früher an.
Denn bevor dein Hund zum Beispiel in die Leine springt und bellt, ist er ruhig. Er nimmt den anderen Hund wahr, vielleicht schaut er kurz, bleibt aber ansprechbar. Genau dieser Moment ist Gold wert – und der perfekte Zeitpunkt fürs Markerwort.
Je öfter wir solche ruhigen, erwünschten Verhaltensweisen markern und belohnen, desto stärker werden sie. Und desto seltener zeigt dein Hund Verhalten, das du eigentlich vermeiden möchtest. Das ist keine Magie – das ist Lernen über positive Verstärkung.
Und das Beste daran: Es fühlt sich nicht nur für deinen Hund gut an, gelobt zu werden. Auch du wirst merken, wie viel schöner und entspannter euer Miteinander wird. Markertraining bringt Freude ins Training – und das ist der größte Gewinn von allen.
Markertraining trifft Positive Psychologie
Wenn du beginnst, bewusst auf das zu achten, was bereits gelingt, verändert sich etwas Grundlegendes – bei deinem Hund und bei dir. Hier betreten wir das Feld der Positiven Psychologie: Der Fokus liegt nicht auf Defiziten, sondern auf Ressourcen. Auf dem, was schon funktioniert. Auf dem, was gut tut.
Diese Haltung macht Mensch und Hund ausgeglichener, optimistischer und zufriedener. Ihr könnt die gemeinsame Zeit viel mehr genießen, weil ihr euch nicht ständig auf Probleme konzentriert, sondern auf Fortschritte, Verbindung und kleine Erfolge.
Der Blick auf das Gute stärkt die Bindung. Dein Hund spürt, dass du ihn siehst – nicht nur dann, wenn etwas schiefläuft, sondern gerade dann, wenn er sich bemüht, ruhig bleibt, mitarbeitet. Und ich kann dir sagen, das verändert alles: Er wird mit Freude dabei sein, wenn du etwas mit ihm machen möchtest.
Markertraining in der Praxis
Du kannst Markertraining mit deinem Hund immer anwenden. Egal, ob du mit ihm einen neuen Trick einstudieren möchtest, er ein neues Signal für den Alltag lernen soll oder du gezielt an euren Herausforderungen arbeiten möchtest.
Der Start ist ganz einfach. Du brauchst dein Wort und einige sehr schmackhafte Leckerlies.
Du sagst dein Wort, DANACH folgt das Leckerlie. Dein Hund muss erstmal nichts dafür tun.
Wiederhole das etwa 10 Mal. Die meisten Hunde haben dann schon verstanden, wie es funktioniert.
Zeit für den ersten Trick, der nicht nur Spaß macht, sondern auch im Alltag sehr praktisch ist: Der Handtouch
Ziel: Dein Hund lernt, auf ein Signal hin mit seiner Nase deine ausgestreckte Hand anzustupsen.
Ablauf:
Halte deine Hand seitlich ausgestreckt. Warte ab, bis dein Hund sie mit der Nase anstupst.
Sofort markern und an der ausgestreckten Hand belohnen
Wiederhole Schritt 1 einige Male, bis dein Hund zuverlässig deine Hand anstupst.
Führe das Signal "Touch" ein -> Sag "Touch", strecke die Hand aus. Markern und belohnen, sobald dein Hund das Signal ausgeführt hat.
Übe es abwechselnd mit beiden Händen, auf unterschiedlichen Höhen usw.
Viel Spaß bei eurem ersten Trick!
Mein Fazit
Markertraining ist mehr als nur eine Technik – es ist eine gemeinsame Sprache. Eine Sprache, die auf Vertrauen, Klarheit und Freude basiert. Sie hilft dir, deinem Hund verständlich zu machen, was du dir wünschst – und sie gibt deinem Hund die Sicherheit, verstanden zu werden.
Wenn du Lust hast, dein eigenes Markerwort zu etablieren oder tiefer ins Training einzusteigen, begleite ich dich gern.
Deine Antonia




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